In diesem Blogbeitrag möchten wir Citizen Science als integralen Bestandteil von wissenschaftlichen Bildungsinitiativen erforschen und uns etwas genauer mit den verschiedenen Phasen kooperativer Citizen Science Projekte im Bereich der Ökologie und Umweltwissenschaften befassen.
Citizen Science bezeichnet die Praxis, die Öffentlichkeit in wissenschaftliche Projekte einzubeziehen, um den wissenschaftlichen Fortschritt voranzutreiben (1,2,3). Es wird angenommen, dass die Einbindung der Öffentlichkeit in aktuelle Themen wie z.B. Klimawandel und Biodiversitätsverlust unter Einhaltung wissenschaftlicher Kriterien zu produktiven Partnerschaften in der Wissenschaft führt und zur Problemlösung beiträgt. Citizen Science Projekte ermöglichen auch einen verbesserten Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, da wissenschaftliche Informationen von den Teilnehmer*innen aus der Gesellschaft besser geschätzt und verstanden werden können und so das Vertrauen in die Wissenschaft gestärkt wird.
Citizen Science kann in die Bildung sowohl in formellen als auch in informellen Lernumgebungen integriert werden (3). In formellen Lernumgebungen wie Schulen, Universitäten und Hochschulen nutzen Pädagog*innen klare Ziele, Hintergrundinformationen und organisierte Pläne, um Citizen Science Projekte in das Bildungsprogramm einzubauen (3). Informelle Lernumgebungen wie Wissenschaftszentren und Museen sind aufgrund ihres starken Engagements für die Öffentlichkeitsarbeit natürliche Austragungsorte für Citizen Science Projekte (3).
Kooperative Citizen Science Projekte im Bereich der Ökologie und Umweltwissenschaften umfassen verschiedene Phasen sowohl in der Gestaltung als auch in der Umsetzung der Projekte. Bereits die Identifizierung des Bedarfs und der Forschungsfrage kann durch verschiedenen Beteiligungsmodelle erfolgen(1). Die zweite Phase besteht darin zu überprüfen, ob die Einbindung der Öffentlichkeit das gewünschte Ergebnis erzielen kann und ob die Teilnehmer*innen selbst auch einen Nutzen haben, z.B. ihr Wissen verbessern können (1). In der Designphase ist es wichtig, die Gesamtziele des Projekts in enger Zusammenarbeit mit den potenziellen Teilnehmer*innen zu skizzieren (1). Zum Beispiel kann das Design eines Citizen Science Projekte durch die Forderung nach politischen Veränderungen, die Sammlung von Daten zur Beantwortung einer wissenschaftlichen Frage oder einer Kombination dieser Gründe motiviert sein (1). Die vierte Phase beinhaltet die Erstellung eines Projektplanes. Für ein erfolgreiches Projekt ist es wichtig, die Teilnehmenden und ihre Gründe für die Teilnahme zu verstehen, indem Details wie Altersgruppe, Bildungsniveau und Interessen identifiziert werden (1). Die fünfte Phase ist das Datenmanagement und umfasst Schritte wie Planung, Datensammlung und die Sicherung der Datenqualität (1). Die letzte Phase ist die Evaluation, um die individuelle Auswirkungen auf die Teilnehmer*innen und die sozio-ökologischen Effekt zu ermitteln (1).
Citizen Science Projekte erfreuen sich weltweit einer wachsenden Beliebtheit und es gibt etablierte nationale und internationale Netzwerke, z. B. die Citizen Science Global Partnership (http://globalcitizenscience.org/ ), die European Citizen Science Association (https://www.ecsa.ngo/ ) und in Österreich die Plattform Österreich forscht (https://www.citizen-science.at/de/ ).
Unser nächster Blog wird ein Citizen Science Projekt unseres INSE Partners PH NÖ vorstellen – bleiben Sie dran!
Referenzen:
- Fraisl D., Hager G., Bedessem B., Gold M., Hsing P.Y., Danielsen F., et al. (2022). Citizen science in environmental and ecological sciences. Nature Reviews Methods Primers 2. https://doi.org/10.1038/s43586-022-00144-4
2. Kobori H., Dickinson J.L., Washitani I., Sakurai R., Amano T., Komatsu N., et al. (2016). Citizen science: a new approach to advance ecology, education, and conservation. Ecological Research 31, 1–19. https://doi.org/10.1007/s11284-015-1314-y
3. Roche J., Bell L., Galvão C., Golumbic Y.N., Kloetzer L., Knoben N., et al. (2020). Citizen Science, Education, and Learning: Challenges and Opportunities. Frontiers in Sociology 5, 1–10. https://doi.org/10.3389/fsoc.2020.613814